Forschung für Lebensqualität
Die Welt verändert sich. Digitalisierung gewinnt mehr denn je an Bedeutung. Wie kann man aus dem technisch Machbaren einen echten Fortschritt machen? Etwas, das Menschen ihre Mobilität erhält oder wieder gibt? Das treibt unsere Forschung und Entwicklung an – seit über 100 Jahren. Für unsere AnwenderInnen, PatientInnen und KundInnen.
Künstliche Intelligenz (KI) für intuitive Bewegungen
Woher weiß eine Handprothese, wie sie sich bewegen soll? Ob sie die Finger fest verschließen und eine Aktentasche tragen oder einen Finger ausstrecken und eine Tastatur bedienen soll? Früher mussten Menschen mit einer Amputation aufwendig lernen, ihrer Prothese komplexe Signale über Muskelkontraktionen zu geben. Heute lernen Prothesen von ihren Anwendern und Anwenderinnen: Dank Elektroden, die Biosignale im Unterarmstumpf erfassen und Künstlicher Intelligenz (KI) können Prothesen von Ottobock eine gewünschte Bewegung identifizieren und automatisch der richtigen Handbewegung zuordnen.

Steuerung per Smartphone und App
Schon die erste Anpassung einer solchen Prothese durch eine Orthopädietechnikerin oder einen Orthopädietechniker erfolgt mit einer speziellen App. Danach können AnwenderInnen auf ihrem Smartphone selbst die Prothesensteuerung kontrollieren und trainieren.
Und wenn sie einwilligen, ist es in Zukunft sogar möglich, Hilfsmittel über die Cloud zu warten. Dann können die Prothesen direktes Feedback an Ottobock senden, damit wir die Technik optimieren und potenzielle Störungen vermeiden, bevor sie entstehen.
Smarte Sensoren und Mikroprozessoren
Bereits 1997 stellte Ottobock mit dem C-Leg die weltweit erste von Mikroprozessoren gesteuerte Beinprothese vor. Die damit gewonnenen Erfahrungen mündeten 2011 in das Genium. Diese Lösung bildet das natürliche, physiologische Gehen mit Hilfe von Mikroprozessoren, -sensoren und -motoren fast identisch nach. So können AnwenderInnen sich auch auf schwierigen Untergründen möglichst sicher bewegen.
Das Zusammenspiel von Computer-, Sensor- und Motorentwicklung macht Joggen, Fahrradfahren oder Schwimmen möglich. AnwenderInnen können die verschiedenen Modi einfach auswählen, unter anderem mit einer App auf ihrem Smartphone. Das zeigt, wie die Digitalisierung neue Möglichkeiten bringt. Sie schafft aber auch neue Anforderungen – mit einer speziellen Beschichtung ermöglicht die Ottobock Handprothese bebionic einen einfachen Umgang mit Touchscreens von Handy oder Tablet.
Lina mit ihrer bebionic Hand
Entscheidend ist, was Menschen hilft
Wie 3D-Scanner und -Drucker die Patientenversorgung revolutionieren
Bis heute wird ein Gipsabdruck erstellt, um die Prothese bestmöglich an die Patientinnen und Patienten anzupassen. Angenehmer und schneller geht es mit 3D-Scannern. Unter dem Namen iFab – was für individuelle Fabrikation steht – hat Ottobock eine Plattform aufgebaut, die es möglich macht, Orthesen und Prothesen gleichzeitig schnell und maßgeschneidert zu produzieren.
OrthopädietechnikerInnen scannen einen Stumpf und bearbeiten die Daten anschließend direkt am Computer. So wird Zeit für die Versorgung frei, die bisher für teils aufwendige Handarbeit am Gipsabdruck nötig war. Zusätzlich werden Fehlerquellen minimiert, denn die bearbeiteten Daten können in einer Computersimulationen getestet und direkt an Fräsern und 3D-Drucker übermittelt werden. Mit iFab wird der gesamte Versorgungs- und Fertigungsprozess digitalisiert. Immer der Leitfrage folgend: Wie kommt auf dem Weg vom und zum Patienten bzw. von und zur Patientin die beste Versorgung zu Stande?
Die fünf Stufen der digitalen Fertigung
Digitalisierung eines Handwerks
Das digitale Ökosystem im iFab rückt nicht nur die Bedürfnisse und Interessen der PatientInnen stärker in den Mittelpunkt der Versorgung. Es erleichtert auch Sanitätshäusern und Orthopädietechnik-Betrieben die administrative Abwicklung. Statt Gipsmodellen übermitteln sie heute ihre Daten digital über eine Online-Plattform (dem iFab Customer Centre) an Ottobock. So trifft die Bestellung direkt und papierlos in der Fertigung ein. Mit iFab machen wir es heute Fachgeschäften für Orthopädie möglich, beides zu vereinen: schnell und maßgeschneidert zu produzieren. Wir unterstützen sie bei der Transformation hin zu einer gipsfreien Werkstatt und geben ihnen die digitalen Werkzeuge an die Hand, um die weltweiten Ottobock iFab Fertigungsorte als verlängerte Werkbank zu nutzen.
Mehr Zeit für den Menschen
Bei der Digitalisierung geht es nicht um eine Revolution, sondern um eine Evolution, die den Orthopädietechnik-Beruf nachhaltig verändert. Die handwerkliche Komponente wird etwas abnehmen. Dafür rückt die Betreuung der PatientInnen noch stärker in den Vordergrund. Die iFab-Plattform sorgt zum Beispiel für einen entscheidenden, neuen Zwischenschritt in der Patientenversorgung: die Simulation. Am Computer kann anhand von biometrischen Daten der PatientInnen noch vor der Produktion geprüft werden, ob die Versorgungslösung funktioniert wie gewünscht. Das macht die Fertigung genauer, minimiert potenzielle Fehler, spart Material und Zeit. Zeit, die damit wieder der persönlichen Patientenversorgung zu Gute kommen kann.
Exoskelette für Industrie und Alltag
Ottobock hilft nicht nur, Mobilität wieder zu erlangen. Wir setzen unsere Erfahrung auch ein, damit Menschen gesund bleiben. Mit unserem Wissen über Biomechanik und Orthopädie haben wir Exoskelette entwickelt, die Menschen bei anstrengenden Tätigkeiten entlasten. Das Exoskelett Paexo Shoulder unterstützt zum Beispiel Rücken und Oberarme bei Arbeiten über Kopf – egal ob in der Automobilindustrie oder dem Malerbetrieb.
Die über 100-jährige biomechanische und orthopädische Expertise von Ottobock zeigt sich aber auch an der Orthese C-Brace®. Dieses Exoskelett kann Menschen ermöglichen, wieder zu gehen, deren kniestreckende Muskulatur ganz oder teilweise gelähmt ist. Es reagiert intelligent und unmittelbar auf die akute Situation. AnwenderInnen müssen ihre Aufmerksamkeit nicht mehr auf jeden Schritt lenken. Der integrierte Mikroprozessor regelt den Gangzyklus auch auf unebenem Gelände oder Schrägen – selbst Treppen kann man mit dem C-Brace® wieder im Wechselschritt hinunter gehen.