Amputation-Rehabilitation: Was auf Sie zukommt

Durch den Kompressionsverband lässt sich der Druck von Tag zu Tag oder auch im Verlauf eines Tages neu dosieren. Der Druck sollte am Stumpfende am höchsten sein und zum Körper hin immer weiter nachlassen. Zum Wickeln dieses Verbands werden elastische Zugbinden benutzt, die mit Pflaster fixiert werden. Da diese Methode einiger Übung und Erfahrung bedarf, sollte der Verband entweder vom Fachpersonal angelegt werden (Abb. 3) oder Sie lassen sich die richtige Wickeltechnik vom Pflegepersonal zeigen. Wichtig ist, dass der Stumpf durch den Verband nicht abgeschnürt wird, Schmerzen dürfen nicht entstehen.

Sobald Ihre Ärztin oder Chirurg entscheidet, dass Sie bereit sind, wird Ihr Pflegeteam Ihre Wunde mit einem festeren Verband umwickeln, der sich eng an Ihren Stumpf anschmiegt. Diese so genannte "Kompressionstherapie" trägt zur Schmerzlinderung, zur Heilung der Narbe, zur Verbesserung der Durchblutung und zur Verringerung der Schwellung bei. Und sie hilft, den Stumpf für die zukünftige Prothese zu formen. 

Ihr Pflegeteam wird diesen hilfreichen Druck in der Regel auf eine von zwei Arten ausüben. 

Kompressionsverband

Diese verstellbare elastische Bandage ist so konzipiert, dass sie sich um Ihren Stumpf legt und einen festen Druck ausübt, der zum Körper hin abnimmt. Der Wickel kann dann im Laufe des Tages je nach Bedarf angepasst werden. 

Das Anlegen eines Kompressionsverbands erfordert einige Übung und Erfahrung. In den meisten Fällen wird Ihnen ein Mitglied Ihres Pflegeteams zunächst beim Anlegen helfen und dann zeigen, wie Sie das auch alleine schaffen. Ein Kompressionsverband sollte niemals schmerzhaft eng sein oder das Gefühl im Stumpf einschränken.

Silikonliner

Diese Hilfsmittel sind eine schnelle, einfach anzuwendende Alternative zu Kompressionsverbänden und in vielen vorgefertigten Grössen erhältlich. 

Wenn Sie und Ihr Pflegeteam sich für einen Silikonliner entscheiden, achten Sie immer darauf, dass am Ende des Liners keine Luft eingeschlossen ist, nachdem Sie ihn angelegt haben. Dadurch überträgt der Liner den Druck auf die Wunde möglichst gleichmässig. 

Möglicherweise werden sie feststellen, dass Sie am Stumpf stärker schwitzen, wenn Sie einen Silikonliner tragen. Das gibt sich normalerweise, sobald Sie sich an das Hilfsmittel gewöhnt haben. Gegen Hautreizungen können Sie ein Produkt wie Ottobock Derma Prevent auf die Haut neben dem Liner auftragen. Achten Sie darauf, dass Sie den Liner auch regelmässig reinigen, wie dies in der Gebrauchsanweisung angegeben ist.

In der Regel wird Ihr Pflegeteam Sie die Kompressionstherapie so lange fortsetzen lassen, bis sichergestellt ist, dass sich die Grösse Ihres Stumpfes nicht mehr verändert (ein Zeichen dafür, dass die Schwellung abgeklungen ist). Während dieser Zeit werden Sie oder Ihre Pflegekraft darin geschult, den Kompressionsverband oder den Silikonliner zu Hause anzulegen. 

Sobald Ihr Pflegeteam entscheidet, dass Sie die Kompressionstherapie beenden können, sind Sie bereit für einen wichtigen nächsten Schritt: das Ausprobieren Ihrer ersten Prothese!

Nach der Operation möchten Sie Ihren Stumpf natürlich in eine möglichst bequeme und schmerzarme Position bringen. Sie können ihn auf ein Kissen legen oder auf andere Weise abstützen.

Dies kann zwar zunächst zur Schmerzlinderung beitragen, kann aber auch dazu führen, dass sich die verbliebenen Armmuskeln verkürzen und versteifen. Das würde Ihre Mobilität im weiteren Verlauf einschränken. Mit der Zeit wird Ihr Pflegeteam im Krankenhaus Sie auffordern, Ihren Stumpf so oft wie möglich an der Seite des Körpers ausgestreckt zu lassen, wenn Sie nicht gerade dabei sind, Übungen oder Pflegemassnahmen durchzuführen.

So bald wie möglich nach der Operation wird Ihr Pflegeteam Sie auch dazu ermutigen, Ihren Stumpf ein paar Mal am Tag zu bewegen. Diese Übungen können dazu beitragen, Ihre Beweglichkeit, Ihr Gleichgewicht und Ihren Kreislauf zu verbessern und den grösstmöglichen Bewegungsumfang beim Tragen der Prothese zu erreichen.

Ganz besonders wichtig ist es, die Schulter wieder zu bewegen (wenn möglich), da sie sonst versteift und die Beweglichkeit des Arms einschränken kann. Ihr Pflegeteam wird Ihnen zeigen, wie Sie Ihren Stumpf so bewegen und positionieren können, dass Ihre Genesung, Heilung und Vorbereitung auf eine Prothese optimal unterstützt werden.

Wenn Sie beginnen, Ihren Stumpf wieder zu bewegen, werden Sie vielleicht feststellen, dass die Fehlbildung der oberen Extremität sich auch auf andere Körperteile auswirken kann. 

Beispielsweise der Rücken kann sich belastet anfühlen. Das ist darauf zurückzuführen, dass Ihr Körpergewicht und Ihr Gleichgewicht sich verschoben haben und die Muskeln sich erst daran gewöhnen müssen. 

Durch regelmässige Übungen für Oberkörper, Schultern, Rumpf und Beine können Sie dies unterstützen. Dadurch kann sich Ihr Körper an das neue Gleichgewicht gewöhnen, wichtige Muskeln, die Ihren Stumpf stützen, werden gestärkt, und Sie können nach Ihrer Genesung uneingeschränkter leben.

Nach dem Verlust einer Hand oder eines Arms werden Sie vielleicht bald feststellen, dass Sie sich auf völlig neue Weise auf Ihre andere Extremität verlassen müssen (vor allem, wenn Sie Ihre dominante Hand verloren haben). 

Während Sie an der Kräftigung Ihres Stumpfes arbeiten, wird Ihnen Ihr Pflegeteam auch einige nützliche Möglichkeiten aufzeigen, wie Sie neue Fähigkeiten auf Ihrer gesunden Seite aufbauen können. Dazu gehören wichtige alltägliche Tätigkeiten wie Zähneputzen, Tippen oder die Bedienung eines Smartphones, die Sie vielleicht bequem mit einer Hand erledigen möchten.

Nach der Amputation kann die Haut an Ihrem Stumpf sich unangenehm empfindlich anfühlen. Zur Linderung dieses unangenehmen Gefühls gibt es verschiedene Möglichkeiten:

• Nehmen Sie eine weiche Bürste oder einen Igelball und streichen oder rollen Sie sanft über die empfindliche Haut. Auf diese Weise können Sie mit der Zeit langsam den Druck erhöhen, den Ihre Haut aushält. 

• Reiben Sie den Stumpf sanft mit einem Handtuch oder einem Waschlappen ab.

• Dabei immer am Ende des Stumpfs beginnend zum Körper hin streichen.

Auch das Reinigen des Stumpfs ist besonders wichtig. Waschen Sie ihn täglich mit lauwarmem Wasser und einer parfümfreien, hautfreundlichen Seife. 

Ottobock bietet verschiedene Pflegeprodukte an, die Sie bei der Reinigung Ihrer Haut oder Narbe unterstützen können. Oder fragen Sie Ihren Orthopädietechniker, was er empfiehlt.